Studienfahrt nach Auschwitz

In den Thementagen 2023 haben sich 20 Schülerinnen und Schüler der Q1 zusammen mit den Lehrkräften Frau Kerkling und Herr von Berswordt-Wallrabe auf den Weg nach Polen gemacht, um mehr über die Zeit und die Folgen des Nationalsozialismus zu lernen und das Konzentrationslager Auschwitz zu besuchen. Die Fahrt wurde vom Internationales Bildungs- und Begegnungswerk in Dortmund (IBB) organisiert und begleitet.

Um an der Fahrt teilnehmen zu können, wurden die Schüler bereits Monate im Voraus dazu aufgerufen, ein Motivationsschreiben zu verfassen. In der Woche vor der Abreise fand ein Vorbereitungstreffen für die Studienreise statt, das von Katarzyna Ciurapińska geleitet wurde. Das Treffen bot den Schülern die Gelegenheit, sich bereits vor der Fahrt mit der Zeit des Nationalsozialismus und dem KZ Auschwitz zu beschäftigen und mehr über das Programm vor Ort zu erfahren.

Am 25.09.2023 wurden die Schüler am Montag um 4 Uhr morgens von einem Bus abgeholt und zum Flughafen Dortmund gebracht. Von dort aus flog die Gruppe kurze Zeit später nach Polen. Im weiteren Verlauf des Tages wurden die Schüler zur Besichtigung der sogenannten "Alten Judenrampe" gefahren, an der im Zweiten Weltkrieg tausende Juden von den Nazis hin verschleppt und selektiert wurden. Anschließend stand ein Besuch der Ausstellung "Negative der Erinnerung – Labyrinthe" des Auschwitz-Überlebenden Marian Kołodziej an. Ein Mönch führte die Gruppe durch die Ausstellung und erklärte die Bedeutung hinter den Bildern, mit denen der Künstler versucht hatte, von seiner Zeit in Auschwitz zu berichten. Die Werke des ehemaligen Insassen mit der Nr. 432 (von ca. 1.300.000) hinterließen einen bleibenden Eindruck bei allen Beteiligten.

Am Dienstag fand eine geführte Besichtigung des Stammlagers Auschwitz statt. Diese Besichtigung war eines der bedeutendsten Ereignisse dieser Reise, da die Gruppe sich hier unmittelbar an einem Ort befand, an dem sich unzählige Verbrechen der Nazis abgespielt hatten. Die Schüler sahen Berge an gestapelten Koffern, Brillen, menschlichen Haaren und weiteren Überresten, die nur einen Teil des Ausmaßes der Unmenschlichkeit und des Grauens zeigten, das sich an diesem Ort abgespielt hatte. Auch das größte Buch der Welt wurde besichtigt – in diesem sind alle bekannten Namen jüdischer Opfer festgehalten. Wir fanden auch die Namen von zwei Juden für deren Stolpersteine wir eine Patenschaft übernehmen. Am Nachmittag erkundeten die Schülerinnen und Schüler eine Ausstellung im Jüdischen Zentrum und den Innenraum einer Synagoge in Oświęcim. Die Ausstellung befasste sich mit der jüdischen Kultur und beinhaltete auch Zeitzeugenberichte. Zum Abschluss des Tages gab es auch noch einen Stadtspaziergang, der es den Schülern ermöglichte, sich die wichtigsten Orte zur NS-Zeit und zur jüdischen Kultur vor Ort genauer anzusehen.

Am 27.09.2023 besichtigten wir als das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau statt. Im Rahmen einer vierstündigen Führung liefen wir Kilometer durch das ehemalige Lager, besichtigten Baracken, die ehemaligen Krematorien, die Zugrampe und hörten uns unzählige Geschichten des menschlichen Grauen an, welches sich an diesem Ort abspielte. Wie schon am Vortag ließ das sonnige Wetter all diese Erzählungen noch irrealer und unvorstellbarer erscheinen, sodass unsere Fotos auch ein ganz anderes Bild zeichnen, als es der Lebensrealität der Opfer entsprach.

In der zweiten Hälfte des Tages ging es weiter mit dem Workshop "Geschichte gefangen in Gegenständen", der von Marta Chrapczyńska im Alten Theater geleitet wurde. Die Schüler teilten sich in Gruppen auf und bekamen persönliche Gegenstände, die im Lager oder der Nähe nach der Befreiung gefunden wurden, mit Informationen zu deren ehemaligen Besitzern zugeteilt. Anschließend wurden diese Gegenstände der gesamten Gruppe vorgestellt.

Am Abend fand eine Abschiedszeremonie statt, die drei Schüler gemeinsam mit den Organisatoren der Fahrt gestaltet hatten. Jeder Schüler bekam einen weißen Stein, auf den er seine persönlichen Gedanken zu Auschwitz aufschreiben konnte. Anschließend gingen alle gemeinsam zu einem nahegelegenen Bahngleis, an dem die ersten Transporte nach Auschwitz ankamen (auch derjenige von Häftling 432 endete hier), und legten ihren Stein um eine Kerze herum auf die Schienen nieder.

Am Donnerstag führten wir mit ein Gespräch mit der Zeitzeugin Stefania Wernik, die in Auschwitz geboren wurde und von Dr. Mengele für Menschenversuche missbraucht wurde. Sie nahm sich auch Zeit, auf die vielen Fragen der Schüler einzugehen.

Anschließend fuhr die Gruppe weiter zur europäischen Kulturstadt Krakau. Dort erwartete sie eine geführte Tour, die sie unter anderem in die Altstadt führte. Das Abendessen fand in einem jüdischen Restaurant statt und wurde von einem Klezmer-Konzert begleitet. Nach den 3,5 Tagen emotional herausfordernden Tagen in Auschwitz merkte man, dass der Wechsel in das belebte Krakau allen Beteiligten gut tat.

Am Abschlusstag am Freitag führte die Gruppe die am Donnerstag begonnene Führung fort, bei der die Schüler sich eine aktive Synagoge und einen alten jüdischen Friedhof anschauen konnten. Danach war es Zeit, die Koffer zu packen und Abschied zu nehmen.

Diese Studienfahrt hat sowohl die Schülerinnen und Schüler als auch die Lehrkräfte nachdenklich gestimmt. Das Gesehene erschütterte die Teilnehmer zutiefst. Es war schwer zu begreifen, was Menschen einander antun können. Durch diese Fahrt haben wir viel über die jüdische Kultur und die grausamen Verbrechen des Zweiten Weltkriegs gelernt. Durch einen Rückblick und Austausch innerhalb der Gruppe sowie verschiedene Schreibaufgaben am Ende eines jeden Tages wurde es allen Teilnehmern ermöglicht, das Gesehene zu verarbeiten. Daneben blieb auch Zeit für private Erkundungen in Krakau und sportliche Aktivitäten wie das Morgensport-Joggen mit Herrn von Berswordt-Wallrabe. Die Erfahrungen haben jeden von uns geprägt und erinnerten uns daran, dass die damaligen Verbrechen und deren Opfer nicht in Vergessenheit geraten dürfen. Auf diesem Weg möchten wir uns bei Renata und Philipp vom IBB und allen Menschen vor Ort bedanken, die mit ihrer Expertise diese Reise so lehrreich gemacht haben.

Viktoria Grosser, Q1

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Zeitzeugengespräch mit Frau Stefania Wernik

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