Fahrt nach Auschwitz

20 Schülerinnen und Schüler haben sich getraut, sich mit dem KZ Auschwitz zu konfrontieren. Lesen Sie hier Gedanken eines dieser Schüler.

Ich denke, die meisten kennen das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau in Polen. Ein Ort, an dem sich eine der schlimmsten Sünden der Menschheit abgespielt hat und somit ein Ort, der niemals in Vergessenheit geraten sollte. Unserer Gruppe aus 20 Schülerinnen und Schülern wurde ein ganz besonderer Einblick in diese Welt geboten. Wir sind in der Woche vor den Herbstferien mit dem Bus und dem Flugzeug nach Oświęcim (Auschwitz) in Polen gereist, um uns ein genaueres Bild von diesem geschichtsprägenden Ort zu machen. Was wir erwartet haben? Neue Perspektiven und neues Wissen, aber auch Angst und Spannung. Und ob diese Erwartungen erfüllt wurden, das werde ich in diesem Text schildern.

Direkt nach unserer Ankunft nach ca. sechsstündiger Reise haben wir uns für die erste Führung durch das Stammlager Auschwitz vorbereitet. Während dieser Tour war es komplett ruhig unter uns als dieser Ort auf uns gewirkt hat. Auf dem Gelände des Stammlagers gibt es einige Ausstellungen, die wir uns angeguckt haben, unter anderem eine über die Juden im Lager und über verschiedene Folterzellen in Auschwitz. Für viele von uns bot dieser Besuch noch einmal eine ganz andere Perspektive auf das, was wir ja schon oft in der Schule oder in Filmen wie "Schindlers Liste" kennengelernt hatten. Ich spreche hier für jeden, wenn ich sage, dass besonders Orte wie die Gaskammern einen bleibenden Effekt auf uns hatten. Auch die Stimmung, die nach der Ankunft geherrscht hatte, hat einen Dämpfer bekommen und trotzdem hatte die Gruppe die Fähigkeit, die gesehenen Dinge von der jetzigen Realität abzugrenzen.
An die Führung im Stammlagers schloss sich die nächste Führung durch das Lager Birkenau am nächsten Tag an. Wir stellten alle fest, dass dieser Teil des Lagers ganz andere Dimensionen hatte als das Stammlager, als wir von dem bekannten Wachturm einen ersten Blick auf Birkenau geworfen haben. Hier waren die Baracken der Häftlinge nicht mehr aus Ziegelsteinen gebaut, sondern nur noch umfunktionierte Pferdeställe, in denen sich bis zu 800 Menschen auf einmal aufgehalten haben. Vor allen Dingen waren hier im Gegensatz zum Stammlager die meisten Gebäude in ihrer Originalkondition erhalten und die wenigsten waren mit Ausstellungen ausgestattet.
Nun, da wir den Großteil der Anlage von Auschwitz besichtigt hatten und gesehen hatten, wie die Lebensumstände der Häftlinge waren, haben wir versucht, mehr darüber zu erfahren, was die Häftlinge gefühlt haben und wie sie das Lager in ihrer Erinnerung haben. Dafür hat Marian Kolodziej, ein ehemaliger Häftling von Auschwitz-Birkenau innerhalb von 12 Jahren eine atemberaubende Sammlung von ca. 200 Bildern angefertigt, die allesamt die Schrecken und Traumata, die er im Lager am eigenen Leib erfahren hat, darstellen. Hier zeigt er alles, was ihn noch lange nach seiner Befreiung aus Auschwitz bis zu seinem Tod beschäftigte. Unter anderem erfährt man hier die entsetzlichen Details eines Auschwitzinsassen, die man so auf den gewöhnlichen Führungen durch die Lager nicht erfährt. Auf den Bildern hat Kolodziej z.B. seine Träume, die ihn zu seiner Lebenszeit begleitet haben, dargestellt. Für den Großteil der Gruppe war diese Ausstellung der einprägsamste Ort der ganzen Reise.

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